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Ausweitung der Proteste Tränengas gegen Hongkonger Bürger

Die Polizei griff zu Tränengas gegen Demonstranten: Proteste in Hongkong werden zur internationalen Affäre, nachdem sich eine US-Diplomatin mit Aktivisten getroffen hat.

In Hongkong hat die Polizei gegen Demonstranten am Flughafen Tränengas eingesetzt. Wie in den Wochen zuvor hatten sich auch am Samstag wieder Tausende Menschen versammelt, um gegen die Regierung zu protestieren. Trotz eines Verbots der Polizei zogen außerdem friedliche Protestmärsche durch die Stadt.

Einige Hundert Demonstranten blockierten einen Autotunnel, der die Insel Hongkong mit dem Teil der Stadt verbindet, die sich auf dem Festland befindet. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Barrikaden ein.

Seit mehr als zwei Monaten halten bereits die Hongkonger Proteste an. Die Unruhe könnte zur internationalen Affäre werden, denn nun beschuldigen die USA die Volksrepublik, eine US-Diplomatin in Hongkong vorsätzlich in Gefahr gebracht zu haben. Die Amerikanerin hatte sich mit den regierungskritischen Aktivisten getroffen. Das chinesische Außenministerium hatte daraufhin die USA aufgefordert, "sofort aufzuhören, sich in Hongkong-Angelegenheiten einzumischen".

Die Berichte chinesischer Staatsmedien über die Diplomatin seien inzwischen "nicht mehr verantwortungslos, sondern gefährlich", schrieb US-Außenamtssprecherin Morgan Ortagus am Freitag (Ortszeit) auf Twitter.

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Die USA werfen der chinesischen Regierung übelste Methoden vor, weil sie ein Foto der Diplomatin sowie persönliche Informationen und Namen von Familienangehörigen an die Medien weitergegeben habe. Die Regierung in Peking stritt ab, hinter der Veröffentlichung zu stecken, und warf den USA ihrerseits vor, wie Kriminelle zu denken.

Ortagus wies via Twitter darauf hin, dass China gemäß den Wiener Konventionen verpflichtet sei, "unsere Diplomaten und Konsularbeamten mit gebührendem Respekt zu behandeln" und alles zu tun, um Angriffe auf ihre Person, Freiheit oder Würde zu verhindern.

In der einstigen britischen Kronkolonie Hongkong kommt es seit mehr als zwei Monaten immer wieder zu großen Protesten und Ausschreitungen. Auslöser für die Demonstrationen war ein - inzwischen auf Eis gelegter - Gesetzentwurf zur Auslieferung mutmaßlicher Krimineller an China. Die Demonstrationen entwickelten sich zu einer breiteren Bewegung gegen die Regierung und einschüchternde Polizeigewalt.

Formal gehört Hongkong zwar zum chinesischen Staatsgebiet, aber die Sonderverwaltungszone genießt Freiheiten, die für Festlandchinesen undenkbar wären, darunter unzensierte Presse, ein Versammlungsrecht und unabhängige Gerichte. Diese Rechte, sagen die Demonstranten, seien in Gefahr. Pekings Führung hingegen glaubt extremistische Aufständler am Werk - und sieht in den Kundgebungen zunehmend eine Bedrohung für seinen Anspruch auf die Region.

Chinas Regierung mahnt immer energischer, die Ordnung in der Sonderverwaltungszone wieder herzustellen und die Gewalt zu beenden. Als Zeichen des zunehmenden Drucks forderte Chinas Luftfahrtbehörde am Freitag die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific auf, keine Piloten und Flugbegleiter mehr auf Flüge auf das chinesische Festland zu lassen, die sich an "illegalen Protesten" beteiligt hätten. Vor jedem Flug müsse nun zunächst eine Liste mit Besatzungsmitgliedern vorgelegt und genehmigt werden, berichtete die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post".

Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam hatte am Freitag vor schweren wirtschaftlichen Problemen gewarnt, die durch die Proteste entstehen würden. Vor allem der Tourismus, aber auch die Kauflust der Hongkonger gingen infolge der Unruhen zurück. Bereits mehr als 20 Staaten haben Reisewarnungen herausgegeben.

cpa/jäs/dpa
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