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Durch sensibles Dschungelgebiet Umstrittener »Maya-Zug« in Mexiko nimmt seine Fahrten auf

Er soll Touristen an Strände bringen und Güterzüge in wirtschaftlich benachteiligte Regionen: Der neue »Tren Maya« ist Mexikos ganzer Stolz. Über den Protest von Umweltaktivisten hat sich die Regierung hinweggesetzt.
»Tren Maya«: Start in Cancún

»Tren Maya«: Start in Cancún

Foto: Jose Luis Gonzalez / REUTERS

Die Halbinsel Yucatán ist bei Urlaubern für ihre weißen Sandstrände und das türkisblaue Meer berühmt – und dürfte künftig noch häufiger von Touristen besucht werden. Grund dafür ist der Start des sogenannten Maya-Zugs, dessen erster von sieben Streckenabschnitten am Freitag eröffnet wurde. Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador sprach von einem »Meisterwerk«, das »in Rekordzeit« von fünf Jahren erbaut worden sei. Später fuhr er selbst bei der Jungfernfahrt des Zuges in einem der grün-weißen Waggons mit.

Was López Obrador nicht sagte: Das Projekt ist hochumstritten. Umweltschützer fürchten schwere Auswirkungen des »Maya-Zugs« auf Tiere und Natur in der Region. Sie wiesen zudem auf die Gefahr hin, dass der Boden unter dem hohen Gewicht der Züge einsacken könnte.

1554 Kilometer Strecke

Zwischenzeitlich hatten Umweltaktivisten sogar vor Gericht einen temporären Stopp des Projekts erwirkt. Die Regierung legte Berufung dagegen ein, Mexikos Präsident stufte die Bauarbeiten per Dekret schließlich als Angelegenheit der »nationalen Sicherheit« ein. Unter der Aufsicht der Armee wurden die Arbeiten dann wieder aufgenommen.

Nach der Fertigstellung soll die Strecke des »Maya-Zugs« auf 1554 Kilometern rund um die Yucatán-Halbinsel führen und Urlaubsorte wie das beliebte Cancún miteinander verbinden. Das Problem: Die Route umfasst auch Teile der Riviera Maya mit einem sensiblen Dschungelgebiet, das nach dem Amazonas als zweitwichtigstes Waldreservat Lateinamerikas gilt.

Tickets für 39 Euro

Für den vor fünf Jahren begonnenen Bau der Zugstrecke hatte die mexikanische Regierung ursprünglich ein Budget von fast neun Milliarden US-Dollar vorgesehen, mittlerweile sind die Kosten auf 30 Milliarden Dollar angestiegen. Für die nun eröffnete Strecke zwischen Cancún und Campeche benötigt der Zug fünf Stunden und 28 Minuten. Eine Fahrt ins 300 Kilometer entfernte Mérida kostet umgerechnet zwischen 39 und 62 Euro, im ersten Quartal 2024 sollen die übrigen Abschnitte in Betrieb gehen.

Fahrt durchs Grün: Jungfernfahrt des »Maya-Zugs«

Fahrt durchs Grün: Jungfernfahrt des »Maya-Zugs«

Foto: Martin Zetina / AP

Der Zug, dessen Waggons von dem französischen Unternehmen Alstom gebaut wurden, ist neben einer Ölraffinerie im Bundesstaat Tabasco und einem neuen Flughafen für die Hauptstadt Mexiko-Stadt eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte der Regierung. In einer zweiten Phase sollen auf der Strecke auch Güterzüge rollen, was die Wirtschaft im Südosten des Landes ankurbeln soll.

rai/AFP