Donnerstag, 25. April 2024

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Künstliche Intelligenz
"Hohes Risiko- und Gefahrenpotenzial": Rößner (Grüne) hält Regulierung von ChatGPT für geboten

Die Grünen-Politikerin Rößner hält eine gesetzliche Regulierung der auf künstlicher Intelligenz basierenden Softwart ChatGPT für geboten. Eine Sperrung von Digitaldiensten sei dagegen immer die "ultima ratio", sagte Rößner im Deutschlandfunk.

08.04.2023
    Auf einem Laptop-Bildschirm ist der Schriftzug ChatGPT zu lesen.
    Sorge vor Gefahren von ChatGBT (Imago Images / Bihlmayerfotografie )
    Die Vorsitzende des Digitalausschusses des Bundestages erläuterte, ChatGPT eröffne zwar Zugang zu Information und Wissen, berge aber auch ein hohes Risiko- und Gefahrenpotenzial. Das Programm sei fehleranfällig und man könne damit sogar Straftaten begehen. Zudem könne man mit der Verbreitung von Falschinformationen auch großen gesellschaftlichen Schaden anrichten. Rößner betonte, es brauche einen gesetzlichen Rahmen, der die Risiken minimiere und einen Missbrauch möglichst verhindere. Es sei wichtig und konsequent, dass nun die Datenschutzbehörden ihrer Aufsichtspflicht nachkämen und ChatGPT unter die Lupe nähmen.
    Die Software des US-Herstellers OpenAI ist in der Lage, auf Basis großer Informationsmengen aus dem Internet von Menschen geschriebene Texte zu imitieren. Dazu müssen Nutzer nur einzelne Wörter oder Sätze vorgeben.

    Von Notz: "Funktionsweise der Algorithmen muss transparent sein"

    Auch Rößners Parteikollege von Notz brachte für Computersysteme mit künstlicher Intelligenz eine Regulierung ins Gespräch. Er sagte dem "Spiegel", die Funktionsweise der Algorithmen und die Verwendung von Daten müsse transparent und nachvollziehbar sein. Das sei derzeit nicht der Fall. Um rechtlich und ethisch vertretbare Produkte anzubieten, hält von Notz für die Zukunft eine Zertifizierung von KI für denkbar, etwa in Form eines Prüfsiegels.

    Datenschützer der Länder prüfen ChatGPT

    Die Datenschutzkonferenz der Bundesländer prüft derzeit über ihre "Taskforce KI" mögliche Verstöße von ChatGTP, etwa gegen die Datenschutzgrundverordnung. Die Vorsitzende der Konferenz, Schleswig-Holsteins Datenschutzbeauftragte Hansen, sagte der Deutschen Presse-Agentur, es habe schon Datenpannen gegeben. So hätten Nutzer die Anfragen fremder Personen oder auch Unterhaltungen mit ChatGPT sehen können. Dem Medienhaus "Table Media" sagte sie, im Umgang mit dem Programm seien auch Politik und Gesetzgebung gefragt.

    Sperre in Italien wegen Daten- und Jugendschutz

    In Italien etwa ist ChatGPT derzeit gesperrt. Die Datenschutzbehörde hatte dort moniert, dass sich der Anbieter nicht an Regeln zum Daten- und Jugendschutz gehalten habe. Kritisiert wurde vor allem, dass OpenAI keine Rechtsgrundlage für das massenhafte Sammeln und Speichern personenbezogener Daten besitze. Zudem fehle es an einer Alterskontrolle für Minderjährige.
    In Deutschland stellte das Bundesministerium für Digitales und Verkehr später klar, dass man eine Sperrung von ChatGPT ablehne. Ein Sprecher des zuständigen Ministers Wissing sagte dem "Handelsblatt", man brauche kein Verbot von KI-Anwendungen, sondern Wege, um Werte wie Demokratie und Transparenz zu gewährleisten. Europa müsse zum weltweiten Vorreiter für vertrauensvolle KI werden.

    Klage in Australien?

    In Australien droht dem ChatGPT-Entwickler OpenAI inzwischen womöglich eine Verleumdungsklage. Der Bürgermeister der Kleinstadt Hepburn Shire sagte dem Sender ABD, er sei "entsetzt" über die komplett falschen Informationen gewesen, die der Chatbot über ihn verbreite. ChatGPT bezeichnet Hood als Kriminellen und bringt ihn mit einem Bestechungs- und Korruptionsskandal zusammen. In Wirklichkeit aber hatte Hood den Skandal selbst mit aufgedeckt.
    Hood hat OpenAI über seine Anwälte eine Mahnung geschickt, die Falschmeldung zu löschen - andernfalls drohe eine Klage vor Gericht. Bislang hat OpenAI nach seinen Angaben nicht reagiert. Allerdings enthält der Chatbot als Haftungsausschluss den Hinweis, dass er möglicherweise "unkorrekte Informationen über Menschen, Orte oder Fakten" liefert.
    Diese Nachricht wurde am 08.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.