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Advent in Pandemiezeiten So setzt Corona der Weihnachtsmann-Branche zu

Heiligabend mit Mund-Nasen-Schutz, coronakonforme Bescherung: Covid-19 hat auch die Arbeit von Weihnachtsmännern verändert. Einer von ihnen berichtet von Schwierigkeiten und Lichtblicken.
Weihnachtsmann-Darsteller Willi Dahmen bei der Arbeit

Weihnachtsmann-Darsteller Willi Dahmen bei der Arbeit

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Ole Spata / dpa

Vor einem Jahr hat Weihnachtsmann Willi Dahmen aus Celle wegen der Pandemie alle Auftritte abgesagt, jetzt können ihm zumindest einige Kinder wieder live begegnen. Der 69-Jährige mit dem weißen Rauschebart hat ein Büro auf dem Weihnachtsmarkt in Uelzen. Dort nimmt er freitags und samstags Wunschzettel an – wenn die Infektionslage es zulässt, noch bis zum 18. Dezember. »So glückliche Kinder habe ich noch nie erlebt«, sagte der Santa-Claus-Darsteller der Deutschen Presse-Agentur. Er tritt seit mehr als drei Jahrzehnten als Weihnachtsmann auf und schult und vermittelt auch andere Darsteller.

Allerdings bringt die vierte Coronawelle derzeit Hunderte Miet-Weihnachtsmänner in ganz Deutschland um ihre Jobs. Dutzende Weihnachtsmärkte sowie Hunderte bereits vereinbarte Auftritte in Einkaufszentren oder bei Firmenfeiern wurden abgesagt.

»Mich ärgert, dass immer noch Tausende ins Fußballstadion gehen dürfen, aber Kinder und alte Menschen außen vor gelassen werden«, sagte Dahmen. Er habe Mädchen und Jungen erlebt, die Angst hätten, dass der Weihnachtsmann wegen Corona gar nicht komme. Seniorenheime richteten keine Adventsfeiern mehr aus.

Bescherung durch Kunststoffrohre?

In diesem Jahr bietet der Weihnachtsmann aus Celle Onlinesprechstunden und Onlinebescherungen an. Weihnachten 2020 sei für ihn persönlich das schlimmste seines Lebens gewesen, so der gebürtige Rheinländer. »Meine Mutter lag im Sterben, und ich durfte nicht zu ihr.«

Dahmen befürchtet weitere von der Pandemie überschattete Weihnachtsfeste 2022 oder gar 2023. Doch er will sich vorbereiten und berichtet von einem Kollegen in den USA, der auf einer Empore sitzt und Kindern ihre Geschenke durch ein durchsichtiges Kunststoffrohr übergibt. »Das könnte ich mir auch vorstellen.«

Früher war es ein typischer Job für Studenten, den Weihnachtsmann darzustellen. Doch mittlerweile sind zahlreiche Studierendenwerke aus der Vermittlung ausgestiegen. Auch Behörden sind in der Branche aktiv: In Bremen habe die Weihnachtsmann-Vermittlung eine 40-jährige Tradition, sagte eine Sprecherin der Arbeitsagentur Bremen-Bremerhaven. In der Hansestadt können in diesem Jahr 13 Weihnachtsmänner und zwei Engel über die Agentur gebucht werden, in Bremerhaven sieben Santa-Claus-Darsteller.

In Zeuthen bei Berlin hat Petra Henkert ihr Weihnachtsbüro. »Vor sechs Wochen habe ich noch gedacht, Weihnachten wird wie vor Corona, jetzt ist es fast so schlimm wie letztes Jahr«, sagte die Organisatorin von Events rund ums Fest. Sie hat Checklisten für einen coronakonformen Besuch des Weihnachtsmannes erstellt – abgehakt werden können unter anderem die Punkte Coronatest, Lüften, Mund-Nasen-Schutz und Kinder glücklich machen. Trotz der Einschränkungen ruft Henkert zu Gesten des Miteinanders auf: »Zum Beispiel Weihnachtssterne für ältere Menschen basteln, einen Brief schreiben oder bewusst öfter zum Telefon greifen.«

dak/dpa