Deutscher Innovationspreis 2023 Züge effizienter bremsen, Zement schneller mischen, Bugs in Mikrochips schneller aufspüren

Beim Deutschen Innovationspreis 2023 hat die WirtschaftsWoche gemeinsam mit ihren Initiativpartnern EnBW, Accenture und O2 Telefónica drei Preisträger geehrt Quelle: Marc-Steffen Unger

Die Träger des Deutschen Innovationspreises 2023 haben nicht nur alte Probleme gelöst. Sie können mit innovativen Lösungen den Alltag vieler Menschen verbessern. Die besten Innovationen.

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Drei Neuentwicklungen haben ihren Unternehmen die Ehrung als innovativste Unternehmen Deutschlands 2023 beschert. Zum 14. Mal vergab die WirtschaftsWoche gemeinsam mit ihren Initiativpartnern EnBW, Accenture und O2 Telefónica am Freitag den Deutschen Innovationspreis an herausragende Ideengeberinnen und Ideengeber.

Unter den Großunternehmen setzte sich Siemens Mobility mit einer neuen Technologie für druckluftfreie Bremsen von Zügen durch. In der Kategorie der mittelständischen Unternehmen überzeugte die Firma ibs mit einem Zusatzstoff für Zemente, auch Zementadditiv genannt. Das Zementadditiv macht den Straßenbelag langlebiger und verkürzt Bauzeiten, Kosten und Lärmbelastung beim Bau. Das beste Start-up 2023 ist Lubis Eda. Die Gründer stellen eine Software her, welche die Suche nach Fehlern, auch Bugs genannt, in der Herstellung von Halbleitern erleichtert.

Schirmherr der Veranstaltung, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, betonte in einer Videobotschaft, dass gerade in Bezug auf den Klimawandel Innovationen unverzichtbare Lösungsansätze darstellten. Er hob außerdem hervor, dass das Narrativ von „die Krise als Chance sehen“ in der deutschen Unternehmenskultur zwar seine Berechtigung habe, aber deutsche Unternehmen auch außerhalb von Extremsituationen immer wieder ihre Innovationsfähigkeit unter Beweis stellten. Unter anderem in der Weiterentwicklung einer Technik, die seit 150 Jahren fast unangetastet in jedem Zug Deutschlands rattert.

von Stefan Hajek, Michael Kroker, Thomas Kuhn, Andreas Menn, Thomas Stölzel

Ein druckluftfreies Bremssystem: „Am meisten profitieren davon die Fahrgäste“

Wenn Sie Zug fahren, verdanken Sie das Bremsen an der Haltestelle einer Technik, die Mitte des 19. Jahrhunderts erfunden wurde. Die Druckluftbremse bedeutet schwere Technik und einen langsamen Bremsvorgang. Wenn ein Lockführer die Bremse zieht, können bis zu drei Sekunden vergehen – erst danach greift das Bremssystem aller Wagons. Siemens Mobility hat ein elektronisches Bremssystem entwickelt, mit dem alle Wagons mithilfe eines elektrischen Impulses fast in Lichtgeschwindigkeit zum Bremsen angeregt werden. Warum sollte man ein 150 Jahre altes System ändern? Die neue Technik spart Zeit im Einsatz und in der Wartung und Montage. „Am meisten profitieren davon Kunden und die Fahrgäste“ erklärt Robert Steinfelder, Vizepräsident von Siemens Brakes bei der Preisverleihung.

Bugs finden wird leichter durch Start-up

Den Start-up-Preis erhielt die Firma Lubis Eda für ihren Beitrag zur Entwicklung fehlerfreier Mikrochips. Der EnBW-Vorsitzende Andreas Schell betonte in seiner Laudatio „Halbleiter sind die unsichtbaren Bauelemente, die unsere Welt am Laufen halten.“ Bisher war die Überprüfung dieser Halbleiter seit dreißig Jahren gleich und damit den Anforderungen der wachsenden Halbleiterindustrie nicht mehr gewachsen. Lubis Eda hat ein Verfahren entwickelt, in dem sich ein Computermodell auf die Suche nach Fehlern macht. Das zahle sich aus: „Im Wesentlichen ist das Problem allen Unternehmen bekannt“, so CEO Tobias Ludwig. Weil sein Produkt dieses Problem löse, könne Lubis Eda die Kunden überzeugen.

„Das Mondamin der Straße“ will auf Deutsche Straßen kommen

„Deutschland ist ein Gigant was intellektuelle Ressourcen angeht, aber ein Zwerg was natürliche Ressourcen angeht“, sagte Markus Haas in seiner Laudatio. Die Firma IBS denkt mit ihrem Produkt NovoCrete den Verkehrsbau anders. NovoCrete ist ein Zementadditiv, also ein von IBS entwickeltes Produkt, das dem Zement beigemischt wird. Im Straßenbau eingesetzt kann NovoCrete Zement langlebiger machen. „Das Mondamin der Straße“ sei das Produkt in der Jurysitzung scherzhaft genannt worden, berichtet Laudator Haas. Dieses Gemisch macht auch Baustoffe wiederverwendbar, die normalerweise entsorgt werden müssten. Die IBS-Geschäftsführer rechnen mit einer CO2 Einsparung von zwei Millionen Tonnen pro Jahr, wenn das Produkt flächendeckend in Deutschland eingesetzt wird. Die Mineralien für NovoCrete stammen aus europäischen Minen. „Nach Lieferengpässen mit China während der Pandemie hat das Unternehmen komplett auf Mineralien aus Europa umgestellt“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter Julian Bihl. Problematisch seien laut Bihl bürokratische Hürden in Deutschland, die den Einsatz noch hemmen. Bihl betont: „Die Industrie und die Firmen, die sind da.“

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Als Innovator des Jahres erhielt Thomas Zurbuchen einen Sonderpreis. Als ehemaliger Wissenschaftsdirektor der Nasa war er verantwortlich für einen Jahresetat von fast acht Milliarden US-Dollar. Er betonte im Interview mit WiWo-Chefredakteur Horst von Buttlar einen Aspekt, den alle Gewinnerinnen und Gewinner verband: „Ich habe ein gutes Team hinter mir. Es ist unglaublich wichtig, dass das System mindestens so gut ist wie ich.“ Zurbuchen sprach sich dafür aus, Risiken in einem Projekt von Anfang an mitzudenken, offen seine Meinung zu sagen und Verantwortung für die getroffene Entscheidung zu übernehmen. „Failure is not an option ist ein unglaublich schlechter Satz“, denn natürlich sei Scheitern eine Option. Jedoch sei es wichtig, in einer Führungsposition zu verstehen, was beinflussbar ist und was nicht.

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