Der geschäftsführende Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die bisherigen Verhandlungsergebnisse bei der UN-Klimakonferenz COP26 kritisiert. "Die sich abzeichnenden Beschlüsse reichen nicht aus, das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen", sagte Müller dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. "Auch die Unterstützungsangebote für die Entwicklungsländer, selbst wenn sie voll umgesetzt werden, sind absolut unzureichend zur Anpassung an den bereits stattfindenden Klimawandel."

Während die Industrie- und Schwellenländer historisch und aktuell die Hauptemittenten von CO2 seien, trügen die Entwicklungsländer und besonders Afrika die Hauptlast der Erderwärmung und ihrer Konsequenzen. "Notwendig ist ein Klimalastenausgleich von Reich zu Arm", sagte Müller. Dazu sei ein Investitionsprogramm sowohl privater als auch öffentlicher Institutionen nötig, um in eine globale Energiewende, den Aufbau der erneuerbaren Energien und eine nachhaltige Industrialisierung gerade in den Entwicklungsländern zu erreichen. "Diese Länder benötigen jetzt grüne Finanzströme in Infrastruktur, Industrialisierung und Klimaanpassung", sagte der Entwicklungsminister.

Die Anhebung des 100-Milliarden-US-Dollar-Ziels für die internationale Klimafinanzierung auf 150 Milliarden sei ebenso notwendig wie eine private Investitionsoffensive mit Anreizen und Absicherungen für grünes Wachstum und Energiekonzepte in den Entwicklungsländern, sagte Müller.

Luisa Neubauer beklagt unzureichende Beschlüsse

Die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer hält die bisherigen Ergebnisse des Klimagipfels ebenfalls für unzureichend. "Wie erwartet dreht sich sehr viel um mehr oder weniger leere Reden", sagte Neubauer der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Das Abkommen zum Schutz der Regenwälder symbolisiert eher, was hier schiefläuft: dass man sich auf Abkommen einigt, deren Ziele viel zu weit in der Zukunft liegen und ohne konkreten Plan, wie sie eingehalten werden." Das sei "die Klimadiplomatie der vergangenen 40 Jahre", sagte die 25-Jährige von der Umweltbewegung Fridays for Future. Weitere neun Jahre Rodungen abzunicken sei "lächerlich, denn die Entwaldung muss natürlich sofort gestoppt werden".

Auch die Übereinkunft zur Methanreduzierung ist aus Sicht von Neubauer "nicht radikal genug", um die globalen Klimaziele einzuhalten. Sie setze keine Hoffnung in die Regierungen. "Solange sie zu Hause nicht ihre Hausaufgaben machen, das Vereinbarte nicht umsetzen, so lange bleiben die ganzen Versprechen nutzlos." Auch die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg warf den Teilnehmern der Weltklimakonferenz Tatenlosigkeit vor

Die geschäftsführende Bundesumweltministerin Svenja Schulze äußerte sich hingegen zuversichtlich. "Manchmal kann kommt es einem fast unmöglich vor, aber es gibt auch Gründe zur Hoffnung", sagte Schulze den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "So viel, wie sich in den letzten Jahren beim Thema Klimaschutz bewegt hat, können wir es schaffen, die 1,5 Grad in Reichweite zu halten", sagte die SPD-Politikerin, die in der kommenden Woche nach Glasgow reist. Es komme darauf an, dass die USA lieferten, was sie versprochen hätten, und dass China sich mehr zutraue als bisher zugesagt. "Klar ist aber: Der diplomatische Einsatz wird auch nach Glasgow weitergehen müssen."