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Kriminalitätsstatistik Zahl deutscher Staatsbürger unter mutmaßlichen Schleusern steigt

Deutsche wurden zuletzt häufiger wegen des Verdachts gefasst, Menschen illegal ins Land geschleust zu haben. Linksfraktionschef Bartsch spricht von einem »perfiden Geschäft« und will eine Verantwortliche gefunden haben.
Ein mutmaßlicher Schleusertransporter, in dem zwölf syrische Männer saßen, prallte im Juni 2023 auf der Flucht vor der Polizei in Zentendorf im Landkreis Görlitz in Sachsen gegen einen Baum

Ein mutmaßlicher Schleusertransporter, in dem zwölf syrische Männer saßen, prallte im Juni 2023 auf der Flucht vor der Polizei in Zentendorf im Landkreis Görlitz in Sachsen gegen einen Baum

Foto: Danilo Dittrich / dpa

Die Zahl der von der Bundespolizei gefassten mutmaßlichen Schleuser hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen – und immer häufiger befinden sich unter ihnen auch deutsche Staatsbürger. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums an Linksfraktionschef Dietmar Bartsch hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt.

Nach Angaben der Bundespolizei stieg die Zahl der wegen des Verdachts der »Einschleusung von Ausländern« gefassten Menschen von 2132 im Jahr 2021 auf 2728 im vorigen Jahr. Im laufenden Jahr wurden bis 31. August insgesamt 1683 mutmaßliche Schleuser gefasst.

Seit dem vergangenen Jahr gehören auch deutsche Staatsbürger zu den fünf am häufigsten erfassten Nationalitäten von Schleusern. Die mit Abstand größte Gruppe unter den Verdächtigen waren in allen drei Jahren Syrer, mit einem Anstieg von 540 Fällen im Jahr 2021 auf 599 im vorigen Jahr und 263 bis September dieses Jahres.

»Perfides Geschäft für sich entdeckt«

Zugenommen hat auch die Zahl der Schleuser aus der Türkei, mit 285 Fällen im vergangenen und 140 in diesem Jahr (gegenüber 111 in 2021), sowie aus Deutschland: Waren 2021 noch keine Deutschen unter den fünf größten Tätergruppen, so waren sie im vergangenen Jahr mit 166 Gefassten die drittgrößte Gruppe nach Syrern und Türken.

Einen deutlichen Anstieg verzeichnet die Bundespolizei zudem bei Einschleusungen durch Ukrainer: In diesem Jahr sind sie die bislang am zweithäufigsten erfasste Nationalität, im vergangenen Jahr waren sie mit 175 Fällen auf Rang drei – während sie 2021 noch nicht unter den fünf meisterfassten Verdächtigen waren. Zugenommen hat auch die Zahl der Schleuser aus der Türkei, mit 285 Fällen im vergangenen und 140 in diesem Jahr (gegenüber 111 in 2021).

Zugleich wurden weniger mutmaßliche irakische Schleuser gefasst. Seit 2022 gehören sie nicht mehr zu den fünf meisterfassten Nationalitäten. Vergleichsweise häufig zu finden sind in der Statistik in den Jahren 2021 und 2022 zudem mutmaßliche Täter aus Afghanistan (109 beziehungsweise 146) und in diesem Jahr aus Georgien (86 Fälle).

Linksfraktionschef Bartsch sieht die Verantwortung für den Anstieg der Schleuserkriminalität bei Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). »Seit Beginn der Amtszeit von Frau Faeser steigen die Schleuserzahlen stark an«, sagte Bartsch dem RND. »Viel zu lange hat die Ampel weggeschaut, die Warnungen von Landkreisen und Polizei heruntergespielt.« Die Innenministerin hätte früher handeln müssen, erklärte der Linkenpolitiker und forderte, die Bundesregierung müsse »die Schleuserindustrie umgehend trockenlegen.« Bartsch nannte es zudem »bemerkenswert, dass viele deutsche Staatsbürger dieses perfide Geschäft für sich entdeckt haben«.

gro/AFP

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